Tief verwurzelt in jahrhundertealten Traditionen, hat das Handwerk im Erzgebirge eine ganz besondere Bedeutung. Es ist eine Geschichte von Kreativität, Überlebenskunst und Liebe zum Detail, die eng mit der Bergbautradition verwoben ist. Von kunstvollen Holzfiguren bis hin zu einzigartigen Uhrmacherkünsten, wir werden in diesem Beitrag in die reiche Geschichte und die hochwertigen Handwerkskünste des Erzgebirges eintauchen. Erfahren Sie mehr über die Ursprünge, die Handwerkerinnen und Handwerker sowie die Veranstaltungen, die diese traditionsreiche Region zum Zentrum der deutschen Handwerkskunst machen.
Handwerk im Erzgebirge: Eine lange Tradition
Die Holzkunst im Erzgebirge hat eine lange und spannende Geschichte, die eng mit der Bergbautradition dieser Region verknüpft ist. Ihr Ursprung liegt im 16./17. Jahrhundert, zu einer Zeit, als die Erzvorkommen im Erzgebirge fast erschöpft waren und die Bergleute nach alternativen Lebensunterhalten suchten. Obwohl der Bergbau die Region über viele Jahre hinweg geprägt hatte, konnte er nicht dauerhaft den Lebensunterhalt der Familien sichern. Die Rettung kam durch das Drechseln und Schnitzen von Alltagsgegenständen aus Holz. Dies markierte den Anfang einer Tradition, die bis heute lebendig ist.
Die ersten Holzfiguren entstanden vor etwa 300 Jahren. Diese “Docken”, wie sie genannt wurden, eroberten schnell die Herzen der Menschen. Die Nachfrage nach diesen handgefertigten Kunstwerken wuchs, und die Bergleute begannen, die Wünsche ihrer Kundinnen und Kunden zu erfüllen. So wurden neue Formen entwickelt, die von den bergmännischen Traditionen und dem dörflichen Leben inspiriert waren. Anfangs wurden hauptsächlich Gebrauchsgegenstände aus Holz gefertigt, doch ab dem 18. Jahrhundert trat die Herstellung von Spielzeug und Weihnachtsschmuck in den Vordergrund. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts begann das erzgebirgische Spielzeug seinen Siegeszug um die Welt. Schon im 19. Jahrhundert wurde Holzspielzeug in großem Umfang nach Amerika exportiert, wo es die Herzen von Kindern und Erwachsenen gleichermaßen eroberte.
Die erzgebirgische Holzkunst hat im Laufe der Jahrhunderte viele Impulse von Künstlern und Kunsthandwerkern erhalten, die ihre Lebendigkeit und Innovationskraft bewahrt hat. Heute umfasst das Sortiment der erzgebirgischen Holzkunst eine Vielzahl von Motiven, die die beste handwerkliche Tradition mit hohem künstlerischem Anspruch vereinen. In aufwendiger Handarbeit verleihen die Hersteller den beliebten Figuren und anderen Erzeugnissen ihren unverwechselbaren Charakter. Es scheint fast so, als fließe in jedes Werk die Seele seines Schöpfers mit ein.
Ein Blick in die Vergangenheit der erzgebirgischen Handwerkskunst
Hämmern, kneten, malen, schnitzen – haben Sie sich jemals gefragt, wie die charakteristischen Holzfiguren des Erzgebirges entstehen? Diese kunstvollen Werke werden aus einem Holzreifen herausgeschnitten, eine Technik, die als “Reifendrehen” bekannt ist und ausschließlich im Erzgebirge praktiziert wird. In dieser Region, tief verwurzelt im Bergbau, blühten im Laufe der Zeit verschiedene Handwerke im Erzgebirge auf, die bis heute mit erstaunlicher Geschicklichkeit ausgeübt werden. Ob Spitzenklöpplerinnen, Handschuhmacher oder Orgelbauer – das Erzgebirge beherbergt wahre Meister ihres Fachs, deren Wissen über Jahrhunderte hinweg in kleinen Familienbetrieben weitergegeben wurde.
Die erzgebirgische Volkskunst hat im Laufe der Jahrhunderte das Erzgebirge geprägt. Diese Kunstform umfasst die Herstellung von Räuchermännchen über Nussknacker bis hin zu filigranen Miniaturen – alles in aufwendiger Handarbeit gefertigt. Die Fähigkeit, aus Stoff und Garn kleine Kunstwerke zu schaffen, ist ein Handwerk, das im Erzgebirge bis heute lebendig ist und über viele Generationen hinweg praktiziert wurde. Neben dem Sticken, Filzen, der Herstellung von Handschuhen und dem Weben sind das Klöppeln und Posamentieren zwei weitere traditionelle Handwerkstechniken.
Wenn Sie Lust auf eine Reise in die Welt des Handwerks im Erzgebirge und der erzgebirgischen Kultur haben, sollten Sie die zahlreichen Handwerksmuseen besuchen. Hier können Sie nicht nur traditionelle Handwerkskünste bewundern, sondern auch die schönsten Engel, Spielzeuge aus Kindheitsträumen und die damit verbundene Handwerkskunst erkunden. Ein Blick in diese Museen wird Ihnen zeigen, wie tief die Handwerkstraditionen im Erzgebirge verwurzelt sind und wie sie bis heute lebendig gehalten werden.
Hochwertige und seltene Handwerkskünste
- In der Stadt Glashütte spielt die Zeit seit über 170 Jahren eine bedeutende Rolle. Hier entstand das Zentrum der deutschen Uhrmacherkunst, das nach wie vor zu den angesehensten in ganz Europa gehört. Im Jahr 2008 eröffnete das Deutsche Uhrenmuseum in dem historischen Gebäude der früheren Deutschen Uhrmacherschule seine Türen und lädt zu einer fesselnden Zeitreise ein, die uns die Entwicklung der Glashütter Uhrmacherkunst näherbringt.
- In so manchem Badezimmer stößt man gewiss auf ein Produkt dieser Marke: MÜHLE Rasurkultur. Diese edlen Utensilien für die Nassrasur haben den Ruf der Marke aus dem Erzgebirge begründet. Heutzutage steht die angesehene Premiummarke für außergewöhnliches Handwerk und anspruchsvolles Design.
- Karin Wunderlich aus Clausnitz pflegt eine fast vergessene Handwerkskunst aus vergangenen Zeiten: Das Heuweben. Sie nimmt getrocknetes Gras und Getreide und fädelt sie geschickt durch die Zinken eines Rechens. Diese kunstvoll gewebten Teppiche dienten einst dazu, im eisigen Winter Wärme zu spenden. Heute jedoch erfreuen sich die aus Heu gefertigten Kunstwerke als ländliche Dekoration oder praktischer Fußabstreifer großer Beliebtheit.
- Silvio Gläser hat eine einzigartige Methode zur Herstellung von Holzkohle perfektioniert, indem er zwei Teile Laub und ein Teil Weichholz verwendet. Früher erforderte es ganze Wochen, bis die im Erdmeiler produzierte Holzkohle erntereif war. Heute gelingt dieser Prozess in nur einem einzigen Tag. In dem malerischen Sosa ist die Familie Gläser seit 1937 in der Holzkohleherstellung tätig. Dieses Handwerk wurde sogar als immaterielles Weltkulturerbe anerkannt, da es einen bedeutenden Beitrag zur einzigartigen montanen Kulturlandschaft des Erzgebirges leistet.
- In keinem anderen Ort wird die Weihnachtszeit so gefeiert wie im Erzgebirge, und ein wesentliches Element darf dabei keinesfalls fehlen: der erzgebirgische Stollen. Der Stollen ist weit mehr als nur ein einfaches Gebäck. Er verkörpert ein kulturelles Erbe, das über Generationen hinweg Menschen miteinander verbindet. Die gesamte Herstellung erfordert großes handwerkliches Können, denn der Teig wird nach traditionellen Methoden von Hand und ohne jegliche maschinelle Unterstützung gefertigt.
Das Genusshandwerk: Wie is(s)t das Erzgebirge?
Im Herzen des Erzgebirges, wo die Kunst des Handwerks in jeder Ecke spürbar ist, gibt es eine Seite des Handwerks, die unsere Sinne auf besondere Weise verwöhnt: das Genusshandwerk. Hier verschmelzen Kunstfertigkeit und kulinarische Leidenschaft zu wahren Meisterwerken der Erzgebirgischen Küche. Diese zeichnet sich insbesondere durch eine vielfältige Palette von Kartoffel- und Getreideprodukten, Pilz- und Wildgerichten sowie heimischen Wald- und Feldfrüchten aus. Nicht zu vernachlässigen ist auch das erzgebirgische Bier, das nach wie vor in den zahlreichen Brauereien der Region verkostet werden kann. Darüber hinaus sind tierische Produkte wie Schwein, Rind und Geflügel seit Generationen auf den Bauernhöfen des Erzgebirges zu finden.
Die Rezepte haben sich im Laufe der Zeit stetig verändert, beeinflusst von den wirtschaftlichen Veränderungen, die das Erzgebirge erlebte. Doch auch die Einflüsse der Herkunftsregionen der Siedler und Bergleute hinterließen ihre Spuren in den erzgebirgischen Gerichten. Ob hausgemachte Wurst, Bio-Käse, Mehl aus einer erzgebirgischen Mühle oder Aufstrich – die Kenntnis über die Herkunft der Produkte verleiht ihnen einen unvergleichlichen Geschmack. In jedem Ort des Erzgebirges finden sich Höfe und Manufakturen, in denen mit viel Wissen und Herzblut hochwertige Lebensmittel hergestellt werden.
Erzgebirgisches Backhandwerk
Aber was macht genau das Backen im Erzgebirge so einzigartig? Es ist die sorgfältige Handarbeit, die überlieferten Rezepte und die Liebe zum Detail, die jede Backstube in der Region auszeichnet. Die Bäcker und Konditoren im Erzgebirge geben ihr Wissen und ihre Leidenschaft von Generation zu Generation weiter, wodurch die die alten Rezepte und Techniken lebendig beleiben. Unter den vielen Köstlichkeiten, die das Erzgebirge zu bieten hat, nimmt der erzgebirgische Stollen zweifellos einen besonderen Platz ein. Dieses festliche Gebäck wird von den Handwerksbetrieben nach überlieferten Familienrezepten und in liebevoller Handarbeit hergestellt. Die Herstellung eines echten erzgebirgischen Stollens erfordert Geduld, Hingabe und eine sorgfältige Auswahl der Zutaten. Jede Familie hat ihre eigenen Rezepte und Geheimnisse, die sie hüten und pflegen. Die Mitglieder des Stollenverbandes sind stolze Hüter ihrer Familienrezepturen und backen ihre Stollen in echter Handwerkskunst.
Das Genusshandwerk im Erzgebirge lädt also zweifelslos dazu ein, die reiche kulinarische Geschichte dieser Region zu entdecken und sich von den handgefertigten Köstlichkeiten verzaubern zu lassen.
Wir feiern das traditionelle Handwerk im Erzgebirge
Im Erzgebirge, einer Region reich an Geschichte und Traditionen, gibt es einen ganz besonderen Tag, der sowohl das Herz von Handwerksenthusiasten als auch Familien höherschlagen lässt: der Tag des traditionellen Handwerks. An diesem Tag öffnen Handwerker ihre Werkstätten, angefangen vom Bergschmied bis hin zum Goldschmied, vom Drechsler bis zum Bäcker. Hier haben Besuchende die einzigartige Chance, hautnah in die Welt des Handwerks im Erzgebirge einzutauchen und den Handwerkern bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen. Eine Gelegenheit, die Sie nur hier erleben können und sich auf keinen Fall entgehen lassen sollten.
Die Werkstätten und Manufakturen der Region bieten an diesem Tag ein einzigartiges Erlebnis für die ganze Familie. Sie können den Handwerkern Fragen stellen und die faszinierenden Prozesse des traditionellen Handwerks hautnah erleben. Egal, ob Sie sich für das Schmieden von Eisen, das Herstellen von Schmuck oder das traditionelle Backen interessieren, hier gibt es für jeden etwas zu entdecken. Aber das ist noch nicht alles. Der Tag des traditionellen Handwerks bietet auch die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden. Zahlreiche Workshops und Mitmach-Aktionen laden die Besuchenden ein, ihre eigenen handwerklichen Fähigkeiten zu testen und kreativ zu werden.
Wer das Erzgebirge besucht, sollte unbedingt die Gelegenheit nutzen, die erzgebirgische Küche zu erkunden und die einzigartigen Aromen und Traditionen zu erleben, die sie zu bieten hat. Vom traditionellen Backen über die Herstellung erzgebirgischer Spirituosen bis hin zu der Herstellung von Fleisch- und Wurstwaren – der Tag des traditionellen Handwerks bietet zahlreiche Gelegenheiten, um das Genusshandwerk des Erzgebirges näher kennenzulernen.
Wenn Sie also auf der Suche nach einem unvergesslichen Erlebnis für die ganze Familie sind und Ihre Leidenschaft für das traditionelle Handwerk im Erzgebirge entdecken möchten, dann markieren Sie sich den 15. Oktober im Kalender. Machen Sie sich auf den Weg in diese einzigartige Region und tauchen Sie ein in die faszinierende Welt des Handwerks.
Eine Auflistung der diesjährigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer finden Sie hier: Zum Programm